Rodnost nikome ne dozvoljava:n pozvao

Sprachwissenschaftlerin Maria Pober zur neuen Genderdebatte

Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) se izjasnio u korist rodne zabrane u administraciji. Sprachwissenschaftlerin Maria Pober ist zu Gast im Studio und spricht über die aktuelle Genderdebatte in Österreich.

Rodnost nikome ne dozvoljava:n pozvao – ist Gendern ein Politikum?

Alle drei Videos und weitere Beiträge von Maria Pober können Sie auf ihrer Webpage sehen:
Video: gender-symmetry-representation.at

Bundeskanzler Nehammer will das Gendern mit Binnen-I und anderen Genderzeichen wie den GendergapAsterisk und Doppelpunkt in der Verwaltung, an den Universitäten und Schulen verbieten. Er befürwortet nur die binäre Doppelnennung analog zum Vorbild des deutschen Bundeslandes Bayern.

Es erstaunt doch sehr, dass hier ein Verbot in einer Sache ausgesprochen wird, in der es aber keine Vorschreibungen seitens der Befürworter:innen des Genderns gibt, sondern nur Empfehlungen. Denn die traditionelle deutsche Grammatik wurde nur geringfügig geändert und zwar dahingehend, dass es nun im Gleichsetzungsglied auch heißen darf Eine Frau ist Mitarbeiterin, umjesto Eine Frau ist Mitarbeiter. Alle anderen maskulinen Regeln sind aber nach wie vor aufrecht, wie das generische Maskulinum, das alle Menschen umfassen kann. Der Satz Alle Mitarbeiter waren anwesend meint alle Menschen, und obwohl er nur das Maskulinum repräsentiert, gilt er grammatisch als korrekt und ist nach wie vor die gängigste Darstellung aller. Hingegen sollte Alle Mitarbeiter:innen waren anwesend heute nach der rechtlichen und gesellschaftlichen Anerkennung aller Geschlechter, Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen State of the Art sein. Eine eindeutig grammatische männliche Bezeichnung kann heute nicht mehr für alle gelten.

Zurück in die Vergangenheit

Wenn nun die binäre Beidnennung wieder eingeführt und gleichzeitig das Binnen-I abgeschafft werden soll, wird das generische Maskulinum als Überbegriff reinstalliert. Denn in Kontexten, in denen das Geschlecht nicht relevant ist, wird in der Regel das generische Maskulinum verwendet. Damit wird die heteromännliche Vormachtstellung und gleichzeitig die Zweigeschlechterordnung in Sprache und Gesellschaft aufrechterhalten. Was bedeutet das? Das Männliche bleibt als das Allgemeinmenschliche bestehen, dem alle Anderen hierarchisch untergeordnet werden. Dadurch wird eine historische Wirklichkeit Ende der 70er und 80er Jahre des letzten Jahrhunderts rekonstruiert, die eindeutig nicht auf der Höhe ihrer Zeit ist.

Inzwischen ist ein halbes Jahrhundert vergangen und alle Menschen, und nicht nur der Heteromann, verfügen rechtlich über einen vollen Personenstatus. Mit der binären Paarform soll sprachlich und damit auch gesellschaftlich eine heterosexuelle Wunschwelt erschaffen werden, die uns vorgaukelt, dass die Welt nur aus Männern und Frauen besteht, mit dem Mann an der Spitze. Zum Menschsein gehören aber genauso alle Anderen, wie Lesben, Schwule, Trans- und Interpersonen, um nur ein paar zu nennen.

Warum regt uns dieses Thema nach wie vor so auf?

Es ist absolut verständlich, dass wir alle unsere Sprache, die wir tagtäglich verwenden, nicht wie eine Fremdsprache gebrauchen wollen. Das heißt, wir wollen nicht groß darüber nachdenken, wie wir sprechen, sondern uns auf das Was konzentrieren.Und nicht zu vergessen, wir wollen sie genauso verwenden, wie wir sie in unserer Schulzeit erlernt haben. Trotz dieses legitimen Wunsches vieler, besteht die Aufgabe von Sprache darin, möglichst präzise, alles was in der Welt ist, abzubilden.

Zusätzlich weist die Paarform aber einen grundsätzlichen Schönheitsfehler auf, sie widerspricht dem sprachlichen Ökonomieprinzip. Wiederholung des maskulinen Nomen Agentis Mitarbeiter in der entsprechenden Paarform Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen unterlaufen dieses. Es gilt übrigens auch als „schlechter Stil“. Aus diesen sprachpraktischen Gründen wurde das Binnen-I MitarbeiterIn in den 80ern erfunden, das in die Wortfuge zwischen der maskulinen und femininen gesetzt wird. Da es nur binäre Menschen abbildete, wird es heute durch die Genderzeichen ersetzt, denn damit wird präzise auf die ganze Vielfalt von Menschsein referiert und nicht nur auf Männer und Frauen.

Maria Pober studierte Germanistik, Romanistik, Philosophie und Geschichte. Sie ist Lehrbeauftragte an der Universität Wien, Beirätin der Österreichischen Gesellschaft für Rechtslinguistik und Autorinzuletzt erschien ihr Buch „Redefining the Hypernym Mensch:in in German. Gender, Sexuality, and Personhood“