Universidade de Viena, Curso com avaliação contínua, maria pober, 4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 10 – filologia alemã, De 11.10. 09:45-11:15sala de seminário 3 prédio principal, escada do andar térreo 9 Hof 5
Wokeness é a forma elevada de correção política, denn es bedeute „Sei wach, richte über andere, und fühle dich gut dabei (NZZ-Online, 20.01.2020).“ Es wird dabei gerne ausgeblendet, dass es dafür handfeste Gründe gibt, „wach“ oder „woke“ gegenüber allen Formen des Rassismus, Kolonialismus und Sexismus zu sein, die nach wie vor existieren. Sichtbar wird dies bis heute einerseits bei den Fremdbezeichnungen von Mensch:innen die nicht heteromaskulin oder cismaskulin sind, andererseits auch bei bei Ethnien. Es überwiegen bis heute pejorisierende gegenüber wertneutralen Referenzen, die wohl diskutiert werden, aber doch noch immer gebräuchlich sind. So werden die pejorisierenden Fremdbezeichnungen für indigene Ethnien „Indiander:in“ und die spezifisch weib:liche „Squaw“ statt Native American oder Indigene:r oder „Eskimo“ für Indigene der Arktis noch immer verwendet.
Wertneutrale Eigenbezeichnungen werden ignoriert und gleichzeitig die abwertenden und historisch bedingten Personenreferenzen von den Gegner:innen vehement verteidigt.
Diese Fremdbezeichnungen bilden nur und ausschließlich das pejorative Spektrum der Vertreter:innen ab, es fehlt(e) aber zumindest eine wertneutrale Bezeichnung, von meliorativen ganz zu schweigen. Es muss Ziel der Gesellschaft sein, alle Mensch:innen sprachlich vollwertig im Deutschen zu repräsentieren und sie nicht zur Karikatur ihrer selbst zu machen/werden zu lassen bzw. zum Idealbild des „edlen Wilden“ zu stilisieren. Was heißt das nun? Es bedarf der Anerkennung ihrer Selbstbezeichnungen, wie es sonst auch üblich ist. So werden Einwohner:innen der USA selbstverständlich wie viele anderen Nationen auch wertneutral als „US-Amerikaner:innen“ bezeichnet, weitere wie abwertende „Yankee“ oder die umgangssprachliche „Ami“ runden die ganzheitliche Versprachlichung ab.
Innerhalb aller Personenrefenzen spielt das Maskulinum, das im Deutschen und auch in anderen Genussprachen generisch gebraucht wird, noch immer eine vorherrschende Rolle. Es steht seit mehr als 50 Jahren in der Kritik feministisch-genderlinguistischen Forschung. Der Fokus liegt jedoch in der Regel auf dem Sprachgebrauch, nicht aber im grammatischen und morpho-semantischen Bereich wie beispielsweise den Syntaxregeln (Prädikative) oder dem der Wortfelder. Konzeptionell hat das generische Maskulinum und damit die unauflösbare Verbindung von Cismänn:lichkeit mit Mensch:lichkeit zu einer Geschlechterhierarchie mit dem Hetero-Maskulinen an der Spitze beigetragen. Alle anderen Geschlechter, auch das hetero-weib:liche, sowie alle Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen sind diesem Cismänn:lichen untergeordnet. Dies zeigt sich nach wie vor in den Sinnrelationen des Wortschatzes unter hetero-maskuliner Hegemonie in den Wörterbüchern und Lexika.
Aus diesem Spannungsfeld ergeben sich folgende Ziele dieses Proseminars: Die genderkritische und postkoloniale Analyse und Dekonstruktion des hetero-männ:lich Mensch:lichen innerhalb aller Personenbezeichnungen, die Nationen, Ethnien und bestimmte Gruppen, aber auch Geschlechter/Sexualitäten bzw. Geschlechtsidentitäten betreffen, stehen im Mittelpunkt. Auf konzeptioneller Ebene werden metasprachliche Katgeorien, Hierarchien inkl. hetero-maskuliner Hegemonie wie belebt : unbelebt, mensch:lich : tierisch, männ:lich : weib:lich miteinbezogen. Konkret betrifft das die Analyse präfeministischer Personenreferenzen unter Einbezug des Plurizentrismus (Nomen, Pronomen und Adjektiva), die auf einer hetero-maskulin bestimmten Binarität beruhen, die sich auch in grammatischen Regularitäten manifestiert.
Das Resultat können/sollen Dekonstruktionen dieser Referenzen und Ergänzungen durch Eigenbezeichnungen der Unbenannten oder konkrete Vorschläge bzw. Neudefinitionen der untersuchten hetero-androzentrischen Lemmata sein. Dies alles unter dem Gesichtspunkt eines inklusiven Mensch:innenkonzeptes.